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Ein erster GRACOMA-Versuch besteht den Praxistest auf dem Feld

Cash-on-the-bag: Der TSS-Händler bezahlt die Ware gleich bei der Übernahme.Magunguli, 2023-09-15. Kleinbauern in Tansania erhalten keine Bankkredite, für die Finanzierung ihrer Investitionen müssen sie selber sorgen – zum Beispiel mit dem eigenen GRACOMA-Kreditsystem: Zehn Bauernfamilien haben vor ein paar Monaten einen GRACOMA-Kredit aufgenommen und damit ihre Felder mit Kartoffeln und Bohnen bebaut. Die Ernte konnte jetzt eingebracht, in Mabibo, einem Vorort von Daressalaam, erfolgreich vermarktet und die Kredite samt Zinsen zurückgezahlt werden. Dank der Vermarktung durch die Handelsfirma TBM, die mit dem fairen TSS-Handelsmechanismus und Cash-on-the-bag operiert, haben die Bäuerinnen und Bauern auch anständig Geld verdient.

Dass sich das GRACOMA-Kreditsystem in der Praxis bewähren kann, war alles andere als sicher. Bislang handelte es sich um Gedankenspiele, die von unseren Projektpartnern in Tansania immer und immer wieder durchgedacht wurden. Mit dem ersten geglückten Versuch auf den Feldern ist nun ein entscheidender Meilenstein erreicht worden: GRACOMA ist Praxis-tauglich!

Nach dem erfolgreichen ersten Kredit-Kreislauf möchten die Bauernfamilien dieses GRACOMA-Kreditsystem gerne rasch ausweiten, um ihre Produktion zu erhöhen. farip wird die komplexen Details des Versuches noch genauer analysieren wollen, bevor eine schrittweise Ausweitung angegangen wird. Das Vorgehen soll dann den lokalen Banken wie auch interessierten Nachhaltigkeitsfonds in der Schweiz demonstriert werden.
Alles zu GRACOMA ist hier zu lesen..

Kühe mästen – kann das funktionieren?

Malahi Chalahani, ein Ältester der Sukuma-Clans in Msowero, zeigt sich zuversichtlich, dass die Rindermast den Rückgang der Maisernte kompensieren kann.Msowero, im Mai 2023. Alles hängt am Regen. Weil der Regen letztes Jahr ausblieb, konnten viele Bauern in Msowero keinen Mais ernten, verwendeten den gelagerten Mais vom Vorjahr zur Aussaat statt zum Verkauf und blieben darum die Vorschusszahlungen der Handelsfirma TBM schuldig. Um rasch die Schuld abzuzahlen, brachten sie die Idee auf, magere freilaufende Kühe von den Maasai günstig zu kaufen und bei sich auf dem Hof fünf Monate lang zu mästen, um dann vom Erlös ihre Schulden zu begleichen. Sie wollen auf jeden Fall mit TBM im Maisgeschäft bleiben und hoffen, dass dieses Jahr der Regen mitspielt.

farip ist in diesem Geschäft ebenfalls dabei und ermöglicht mit fünf Kleinkrediten an verlässliche und einflussreiche Bauern, ihre Idee auf Tauglichkeit zu testen. Es scheint nicht schlecht zu klappen, obschon heuer der Regen sehr spät und nur spärlich einsetzt. Das führt dazu, dass sie die Kühe zwei Monate länger behalten wollen als vorgesehen. Mal sehen: Es bewahrheitet sich erneut, dass der Weg von einer innovativen Idee zum erfolgreichen Versuch nicht geradlinig verläuft. Jedenfalls zeigt sich Malahi Chalahani, ein Ältester der Sukuma-Clans in Msowero, sehr zuversichtlich.

Alles über die Mais-Silos und die unberechenbaren Sprünge des Mais-Preises..

Registrierung der ersten GRACOMA-Kredite – eine Premiere

Unser lokaler Partner und Treuhänder Elibariki Tweve registriert hier Waldparzellen von Bauern in Magunguli als Kredit-Sicherheit.Magunguli, 2023-02-23. Unser lokaler Partner und Treuhänder Elibariki Tweve registriert hier Waldparzellen von Bauern in Magunguli als Kredit-Sicherheit. Mit dem Kredit wollen fünf Bauern in Saatgut und Arbeitskräfte investieren. Jeder beabsichtigt, je einen Acre (knapp eine halbe Hektare) Bohnen anzubauen. farip prüft mit diesem Testlauf im kleinen Rahmen die Tauglichkeit der GRACOMA-Idee, die von den Bauern selbst entwickelt wurde: GRACOMA (Growing Assets Collateral Management) soll es Bauern, die bisher keinen Zugang zu Krediten hatten, ermöglichen, wachsende Bäume als Sicherheit für Darlehen anzubieten. „Wenn dieser Versuch gelingt, wie sich die Bauern das vorstellen, haben wir einen wichtigen Durchbruch geschafft für die selbständige Finanzierung von Vorhaben im ländlichen Raum“, freut sich Ueli Scheuermeier, CEO von farip.

MENAS YAPESA – BAUER UND VERMARKTUNGSAGENT

"Mit einem Kredit von farip konnte ich mir sofort einen neuen Töff leisten und kann so die Präsenz von TBM in Msowero weiterhin sicherstellen", sagt Menas Yapesa.Msowero, 2023-01-30. Ich bin Menas Yapesa, Bauer im weitläufigen Dorf Msowero. Ich bin auch der Verbindungsmann der Handelsfirma „TBM“ für das ganze Gebiet rund um Msowero. Da bin ich viel unterwegs zu den Bauern, um mit ihnen die Situation auf den Feldern, der Mais-Silos und ihrer Kühe zu verfolgen. Ich organisiere dann den Abtransport ihrer Produkte mit TBM. Die Handelsfirma TBM wendet eine innovative Methode an: Sie bezahlt einen Vorschluss gleich bei der Übernahme der Ware und kümmert sich – ohne Zwischenhändler – um die ganze Vermarktung der Produkte in den weit entfernten Städten. Schlussendlich garantiert TBM auch, dass der Verkaufserlös fair an die Produzenten zurückverteilt wird. Darum bevorzugen die Bauern, mit TBM zu wirtschaften. Mein alter Töff hatte plötzlich ausgedient. Doch mit einem Kredit von farip konnte ich mir sofort einen neuen Töff leisten und kann so die Präsenz von TBM in Msowero weiterhin sicherstellen. 

Versorgungsketten in den eigenen Händen halten

Daressalaam, 2022-10-28. Die grosse Mehrheit der Wenigverdienenden in den grossen städtischen Zentren hat Mühe, die Ernährung in guter Qualität und zu günstigen Preisen zu sichern, obwohl dort der weitaus grösste Absatzmarkt für Agrarprodukte liegt. Was, wenn die Versorgung mit Agrarprodukten aus dem Landesinneren über ein eigenes Netz von Verkaufsstellen in den Städten laufen könnte? Eben ist eine mehrköpfige Delegation der Stiftung farip nach Tansania aufgebrochen, wo sie das Vorhaben Verkaufsstellen näher erkunden will. Darunter sind auch zwei Studierende der Hochschule St. Gallen mit Fachrichtung „Business Innovation“, die farip wissenschaftliche Grundlagen zur Innovation im ländlichen Raum liefern werden.

Die Idee: Entlang der Route des «Transportes-nach-Fahrplan» werden kleine Lager eingerichtet, wo der Lastwagen Ware deponieren kann. Dort könnten dann Kundinnen wie Fatuma mit ihrer Garküche ihre Lieferungen lagern und entsprechend ihrem Tagesbedarf abholen. Auf dem Bild ein Protoyp einer solchen Verkaufsstelle in Daressalaam. Lesen Sie hier bald mehr darüber!

Waldwirtschaft mit Wildfrüchten

Magungugli, 2022-09-25. Ragpa Tweve und seine Frau Christina betreiben im Magunguli eine Baumschule für Aufforstungen. Sie experimentieren jetzt mit der Vermehrung von einheimischen Waldbäumen mit essbaren Wildfrüchten: Mikusu beispielsweise sind sehr beliebt. Die Setzlinge verkaufen sie an Bauern für ihre Aufforstungen. Ihre Vision: Mit der Verarbeitung, Konservierung und Vermarktung der Wildfrüchte mit dem Naturwald Geld verdienen. Unsere Vision ist eine Kombination mit dem GRACOMA-Vorhaben: Die Bäume geben nicht nur einen Ertrag durch den Verkauf von Früchten, sie fixieren auch CO2 und können als Kredit-Sicherheit dienen.

Was hat ein Smartphone mit der Garküche zu tun?

Kigamboni, Daressalam, 2022-08-31. Aus dem Spenderumfeld hat farip ein Dutzend Smartphones Samsung Galaxy 8 erhalten, die jetzt von Elibariki für die Kommunikation im Coaching eingesetzt werden. Fatuma Sadiki, die bisher ein Mobiltelefon von Freunden ausleihen musste, demonstriert sofort Selbständigkeit: „Das Smartphone hilft mir in der Kommunikation mit Kunden, ich kann auch Informationen über meine Garküche auf Social Media teilen und neue Kochtechniken recherchieren.“ Die Belege für das Coaching kann Fatuma nun mit dem Smartphone unkompliziert dem Buchhalter Elibariki weiterreichen.

Das Venture: Ihre Garküche betreibt Fatuma seit bald einem Jahr in Kigamboni, dem Hafenviertel von Daressalam. In einem schwierigen Umfeld gelingt es Fatuma trotz dem Umsatzrückgang während der Corona-Pandemie und den jetzigen Preissteigerungen von Getreide, die Zinsen des Kredits von farip und auch erste Abzahlungen zurückzuzahlen.

Ein nächster Entwicklungschritt könnte darin bestehen, dass Fatuma zusammen mit TBM in Kigamboni einen BOP-Verkaufspunkt für die Lieferungen von landwirtschaftlichen Produkten aus dem Landesinnern betreibt.

Waldparzellen als Kredit-Sicherheit – ein Experiment

Magunguli, 2022-05-21. Ragpa und Christina Tweve verfolgen seit Langem schon die Idee, Waldparzellen als Sicherheit für Kredite zu konzipieren. Mageres Land forsten sie derweil mit einheimischen Bäumchen auf, die sie in der eigenen Baumschule ziehen. Und sie sind nicht die einzigen: In ihrem Dorf Magunguli hat sich gar eine Vereinigung der Baumpflanzer gebildet. Jeder Kreditgeber will sicher sein, dass die Bäume über die ganze Laufzeit des Kredites geschützt sind. Zur Registrierung und Dokumentation baut jetzt im Dorf Magunguli die Vereinigung der Baumpflanzer eine Organisation auf: GRACOMA «Growing Assets Collateral Management». Inzwischen interessieren sich auch CO2-Zertifizierer für solche Baumbestände in Tansania, darunter zusammen mit farip auch das Ithaka Institut im Wallis. Weiterlesen..

Klimaschutz: Bio-Kohle als CO2-Deponie im Boden

Magunguli, 2021-11-05. Diese Frage treibt uns alle um: Wie kann Kohlenstoff dauerhaft und sicher deponiert werden, damit er nicht zu CO2 verbrennt, welches in der Atmosphäre als Treibhausgas die Klimaerwärmung weiter antreibt? farip hat auf der Projektreise nach Tansania im Oktober eine hochinteressante Idee weiterverfolgt: Könnte Kohlenstaub aus organischen Abfällen in den Boden gebracht werden, wo er nicht verbrennen und nicht mehr entweichen kann? Die günstigen Eigenschaften von Holzkohle im Boden ermöglichen darüberhinaus intensive Gemüsekulturen – ein doppelter Nutzen! Das hat sich vielerorts in der Praxis bewährt und dazu gibt es auch fundierte wissenschaftliche Untersuchungen. Weiterlesen..

 

Innovationen sind nicht einfach zu realisieren

Makambako, 2021-02-23. Das Vorhaben „Transport nach Fahrplan“ Scheduled Cargo Service SCS kommt so beschwerlich voran wie Lastwagen auf holprigen Nebenstrassen in Tansania. Ein erster Schaden am Lastwagen während der Regenzeit erforderte eine grössere Raparatur am Fahrgestell. Es zeigte sich dann, dass für das innovative Experiment grosses Durchhaltevermögen erforderlich ist. So schnell wie erhofft stellen sich die Bauern nicht auf die regelmässige Transportmöglichkeit ins städtische Absatzgebiet ein: Sie wollen erst direkt erleben, ob und wie so ein Transportdienst nach Fahrplan zuverlässig von ihren abgelegenen Dörfern bis in die Stadt funktioniert. Da auch in Tansania die Corona-Situation das Business quer durchs ganze Land erschwert, glaubt SCS, vor allem Umsatz mit den bisherigen opportunistischen Transportangeboten – wir fahren wenn wir voll sind – erzielen zu müssen, auch wenn dies dem angestrebten Fahrplan gänzlich widerspricht. Aber ohne einen zuverlässigem Fahrplan zu demonstrieren bleibt die Innovation blosse Idee. Eine Zwickmühle, wo farip gefordert ist, ihnen zu zeigen, wie sie trotzdem in der Umsetzung ihres innovativen Lastwagenfahrplan-Modells weiterkommen können.

Es zeichnet sich auch ab, dass an den definierten Haltestellen Lagermöglichkeiten eingerichtet werden müssen, weil die Produzenten nicht bis zur Fahrplanzeit warten können. Und für die „Buchungen“ werden lokale Agenten und ein „Buchungssystem“ benötigt. Immerhin konnten im Dezember und im Februar je zwei grosse Retourtransporte nach Daressalaam gefahren werden, also geht es schon in die richtige Richtung. Immer wieder ist Umdenken angesagt, viel Unvorhergesehenes zwingt zum Überdenken und Lernen. Solches Lernen anhand der konkreten sich ergebenden Herausforderungen zu ermöglichen ist denn auch die Kernaufgabe von farip. Weiterlesen..